Westfalen Blatt Di., 06.08.2019
Prälat-Braeklinghaus lässt Wandbild anfertigen
Lena Schonlau und Meinolf Picht betrachten das Wandbild, dessen Figur an Sherlock Holmes erinnert. Der Hut soll das Behütetsein in der Einrichtung ausdrücken. Foto: Dietmar Kemper
Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Einer passt auf euch auf und hilft euch: So lautet die Botschaft des Kunstwerks im Tagesraum des Prälat-Braekling-Hauses für wohnungslose Menschen an der Friedrichstraße.
Mann mit Hut und Monokel
Das ungefähr drei mal drei Meter große Wandbild stammt von dem Paderborner Künstler Edwin Bormann. Mit der Sprühdose hat er einen Mann mit Hut und Monokel erschaffen. »Er schaut, wem er helfen kann und symbolisiert damit das Engagement des Hauses«, erläuterte Bormann am Dienstag. Die Figur erinnert an Meisterdetektiv Sherlock Holmes – und das bewusst, denn Bormann mag alte, bekannte Motive. Direkt neben ihm braucht eine Frau Unterstützung. Sie ist nur in schwarz und weiß gehalten, um ihre dunkle, von Angst und Unsicherheit geprägte Stimmung auszudrücken. »Sie hält schützend ein Buch über ihren Kopf, wobei das Buch für Weiterbildung steht«, erläuterte der 32-jährige Künstler.
Weiterbildung ist eine Möglichkeit für die Personen im Prälat-Braekling-Haus, um aus der Sackgasse herauszukommen, in die sie geraten sind. »Viele Männer sind neben der Wohnungslosigkeit auch arbeitslos und verschuldet. Die sozialen Kontakte sind verlorengegangen«, sagte der Leiter der Einrichtung, Meinolf Picht (60). Das sozialpädagogische Übergangswohnheim gehört zum SKM, dem Katholischen Verein für soziale Dienste in Paderborn. 13 Plätze stehen zur Verfügung, aufgenommen werden Männer ab 21 Jahren. Manchmal bleiben sie länger als ein Jahr in der Einrichtung.
Picht: »Kunst ist für jedermann«
Als der Tagesraum neu gestaltet wurde, kam die Idee mit dem Kunstwerk auf. Picht: »Eine Wand weiß streichen, kann jeder, aber wir haben uns gefragt, wie wir mal was anderes machen könnten.« Sozialarbeiterin Lena Schonlau (32) ist mit Edwin Bormann befreundet und fragte ihn. »Ich war von der Idee sofort begeistert«, erinnerte sich der Künstler: »Wohnungslose sind Personen, die sich keine Kunstwerke leisten können.« Und eigene Räume, um dort Bilder aufzuhängen, haben sie auch nicht. Kunst sei aber für alle da, betont Picht und Lena Schonlau gefallen »die reine Tatsache, dass wir hier Kunst haben, und auch die Botschaft des Bildes«.
Edwin Bormann wurden keine Vorgaben gemacht – bis auf zwei. Hinterher sollte das Ganze nicht nach Jugendtreff aussehen und im Bild sollte das Kürzel PBH vorkommen. Zum einen verweist die Abkürzung natürlich auf das Prälat-Braekling-Haus, aber im konkreten Fall stehen die Buchstaben für Probleme, deren Bewältigung und die Herausforderung, einen Weg aus der Isolation herauszufinden. Und wie gefällt die Gestaltung der Wand den Bewohnern? »Hervorragend«, sagte am Dienstag einer und ergänzte: »Der Mann hat alles im Blick.«