Leerstehende Hotels und Jugendherbergen für Wohnungslose öffnen
Berlin, Freiburg, 18. Dezember 2020. Wenn Bundesländer und Kommunen jetzt nicht schnell und konsequent handeln, droht eine hohe Infektions- und Sterberate bei wohnungslosen Menschen. Das befürchten der Deutsche Caritasverband (DCV) und die Katholische Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (KAG W).
Wohnungslose gehören überwiegend zur Hochrisikogruppe
„Kälte und Corona können für Wohnungslose lebensgefährlich sein, denn sie gehören fast alle zur Hochrisikogruppe. Es kommt jetzt vor allem darauf an, sie durch Kontaktreduzierung in den Unterkünften vor Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen“, so Eva Maria Welskop-Deffaa, Vorstand Sozial- und Fachpolitik des DCV. Der DCV fordere daher, dass Kommunen leerstehende Hotels, Jugendherbergen und geeignete ungenutzte Immobilien für die Unterbringung nutzen. „In Kooperation von Hotels und Wohlfahrtsverbänden kann und muss diese Möglichkeit für die Corona-Wintermonate 2020/21 geschaffen werden”, so Welskop-Deffaa weiter, im Schulterschluss mit den Diözesancaritasverbänden in den Bundesländern.
Keine Bußgelder für Wohnungslose
„Neben Schlafplätzen benötigen Obdachlose geeignete Orte für ihren Tagesaufenthalt. Und es kann nicht angehen, dass sie Bußgelder zahlen müssen, weil sie Alkoholkonsumverbote im öffentlichen Raum oder Kontakt- und Ausgangssperren nicht beachten“, so Welskop-Deffaa weiter. Auch mehr Hygienemöglichkeiten sind notwendig. Beispielsweise können mobile Duschangebote verstärkt werden. In Hamburg gibt es einen Duschbus mit Kabinen, in Berlin bietet der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) ein Duschmobil für wohnungslose Frauen an.
Knowhow der Wohnungslosenhilfe bereitstellen
„Die Unterbringung von Wohnungslosen in leerstehenden Hotels ist ein sinnvolles Angebot für hilfebedürftige Menschen. Und es ist auch eine Chance, Hotels zu unterstützen. Hotelzimmer bieten hygienegerechte Separierungsmöglichkeiten und erhöhen die Akzeptanz einer Unterbringung der Wohnungslosen gegenüber großen Gemeinschaftsräumen“, sagt Ulrike Kostka, Vorsitzende der KAG W. Nicht nur wohnungslose Frauen dürften sich von solch einem Angebot angesprochen fühlen. Wichtig sei eine fachliche Begleitung zur Unterstützung des Hotelpersonals. „Um Erfahrungen aus der Begleitung zu nutzen, sollten Kommunen bei innovativen Lösungen auf die Fachkompetenz und das Knowhow der Wohnungslosenhilfe zurückgreifen“, unterstreicht Kostka.
Beispiel Hamburg
In Hamburg organisieren das integrative Obdachlosen-Hilfsprojekt "Hinz&Kunzt", die Tagesstätte für Obdachlose und hilfebedürftige Menschen Alimaus gemeinsam mit der Diakonie und der Caritas in Hamburg die Unterbringung in Hotels: „Das Projekt hat schon im Frühjahr gezeigt, dass es für die obdachlosen Menschen hilfreich und sinnvoll ist. Es ist finanzierbar und hat vielen Wohnungslosen, durch die Unterbringung in Einzelzimmern, neue Perspektiven geschaffen“, sagt Julien Thiele, Straßensozialarbeiter der Hamburger Caritas.
Positionspapier DCV und KAG W:
https://www.caritas.de/fuerprofis/presse/stellungnahmen/10-07-2020-gemeinsam-durch-die-pandemie-was-politik-tun-muss-damit-obd
Duschmobil für Frauen in Berlin
https://skf-berlin.de/offene-sozialarbeit/wohnungslose-frauen/duschmobil-fuer-frauen/
Konkrete Hilfe – Wege aus der Wohnungslosigkeit
https://www.caritas.de/hilfeundberatung/ratgeber/wohnungslosigkeit/zurueckindieeigenenvierwaende/wege-aus-der-wohnungslosigkeit